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William Anastasi

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How many artists: 
1

How many exhibition works:

Date: 
Friday, 12 April 2019 to Saturday, 22 June 2019
Opening: 
Thursday, 11 April 2019 - 6:00pm

„William Anastasi ist ein US-amerikanischer Konzeptkünstler, der 1933 geboren wurde. Sein Geburtsjahr siedelt ihn genau zwischen Andy Warhol (*1928) und Robert Smithson (*1938) an.  Er ist fünf Jahre jünger als Sol Lewitt (*1928) und zwei Jahre jünger als Robert Morris (*1931). Zu den anderen Künstlern, die heute noch aktiv sind und seiner Altersklasse angehören, zählen John Baldessari (*1931) und Hans Haacke (*1936). In anderen Worten, gehört Anastasi chronologisch zur ersten oder klassischen Generation der Konzeptkünstler.“ 

So beginnt der Kunsthistoriker Thomas Mc Evilley seinen Aufsatz „Setting the Record Straight: William Anastasi and the History of Conceptual Art“ (2001), in dem er William Anastasi einen prominenten Platz in der Riege der Protagonisten der Konzeptkunst zuweist, den ihm die Kunstgeschichte in ihrer bisweilen selektiven Schreibweise bislang versäumt hatte einzuräumen. 

Seit 2002 hat die Thomas Rehbein Galerie das Werk dieses Pioniers der Konzeptkunst in 5 Einzel- und vier Gruppenausstellungen umfassend beleuchtet und die Bedeutung dieses innovativen Oeuvres, welches zahlreiche bekannte Künstler beeinflusste und epochale Werke  vorwegnahm, herausgestellt. 

Die jetzige Schau setzt in ihrer Sparsamkeit den Fokus auf  Werke, die direkt, auch physisch, in den Ausstellungsraum eingreifen und damit die radikale Vorgehensweisevon Anastasi besonders deutlich werden lassen, die er mal so zusammenfasste: „Eins, nur eins. Und einfach. So einfach wie einfach. Sogar dumm.“ 

In den aktuell gezeigten Werken reagiert William Anastasi auf den Akt des Ausstellens als einer Art sinnstiftenden Vorgangs. In dem das Atelierprodukt in einem institutionellen Rahmen (wie einer Galerie oder Museum) gezeigt wird, erlangt es eine Aufwertung und wird zum Kunstwerk erhoben. Im sprachlichen Zusammenhang entspricht diese Form von Wertschöpfung der symbolischen Aufladung von Zeichen und der kontextuellen Bedeutungsbildung. Anastasi reflektiert die Präsentation von Kunst mit allgemeinen Repräsentationsmechanismen, die vorrangig aus der Semiotik stammen.

Ausgehend von dem Verständnis, dass jeder Form ein Inhalt zugewiesen ist, dass jede Buchstabenfolge mit einer Bedeutung behaftet ist und jedes Kunstwerk als bildliche Darstellung eine Idee verkörpert, begibt sich Anastasi daran, diese konventionellen Paarungen, die als Unterscheidung zwischen äußerer Erscheinung und innerem Zustand der Referenzbeziehung zugrunde liegen, zu hinterfragen und aufzulösen. Im erweiterten Zusammenhang geht es Anastasi darum, die Schwelle zwischen Kunst und den Bedingungen ihrer Produktion, aber auch ihrer Präsentation aufzuheben.  

In „Issue“ (1966) wird innerhalb der festgelegten Grenzen eines 12 cm breiten, vertikalen Streifens die Farbe und der Putz der Wandfläche zwischen Boden und Decke abgetragen. Das entfernte Material wird am Fuße und in Verlängerung dieses Streifens angehäuft. Durch diesen Eingriff wird die Wand als Ausstellungsfläche selbst zum ausgestellten Gegenstand. 

Die Zeile „Reading a Line on the Wall“ (1967) vermittelt keine Aussage, die über sich hinausweist, es wird keine literarische Realitätsebene eröffnet. Die Erkenntnis, die dem Leser/ Betrachter zuteil wird, beschränkt sich einzig auf den Verweis auf den gleichzeitig stattfindenden Akt des Lesens und wirft den Betrachter auf seine gegenwärtige Situation zurück. Diesen selbstreferenziellen Kreislauf trifft man auch in „Free Will“ (1968) an. Eine Filmkamera ist auf einem Fernsehmonitor montiert und auf eine Raumecke gerichtet. Sie zeichnet die Raumecke auf, das resultierende Bild wird auf dem Fernsehmonitor übertragen. Die unmittelbar erfahrene räumliche Realität wird auf die Darstellungsebene gehoben, so dass eine Doppelung entsteht: Man sieht im Bildschirm das, was man auch ohne ihn an der gleichen Stelle sehen würde. In diesen geschlossenen Systemen der Selbstbezüglichkeit („self-sameness“) und Wiederholungen – der Titel erweist sich als ironischer Kommentar zur tautologischen Unausweichlichkeit – lösen sich die Grenzen zwischen Bild und außerbildlicher Realität auf, ebenso wie Sprache und außersprachlicher Referenzbereich in eins fallen. 

Es ist nichts, außer was es ist – so könnte man auch die Arbeit „Sink“ (1963) zusammenfassen. Die Anleitung oder das „Rezept“, wie Anastasi sagen würde, lautet: „Legen Sie ein rechteckiges Stück warmgewalzten Kohlenstoffstahls auf den Boden. Gießen Sie ein wenig Leitungswasser darauf, damit die entstehende Pfütze ihre Position kurz vor dem Überlaufen innerhalb der Grenzen der Platte behält. Wiederholen Sie diesen Vorgang jedes Mal, wenn das Wasser verdunstet.“ Dieser scheinbar nüchterne Vorgang fügt dem verarbeiteten Stahl die Substanzen hinzu, die ihm im Zuge seiner Veredelung entzogen wurden und führt ihn mit der Zeit in seinen ursprünglichen Zustand als rohes Eisenerz zurück.

„Ohne Titel (Jacob´s Ladder)“ (1968) besteht aus einer Reihe von Nägeln, die in regelmäßigen Abständen in die Wand geschlagen wurden. Die durch Lichteinfall entstehenden Schatten verbinden die Nägel miteinander, so dass eine Linie entsteht. Die optische Erscheinung entsteht aus der Interaktion der Nägel mit dem Licht und der Wandfläche.  

Anastasi überlässt die Dinge sich selbst, stets im Bestreben die ästhetische bzw. künstlerische Entscheidung auszuschließen. In dem er sich als Künstler in einen Zustand der „Dummheit, Ignoranz und Blindheit“ (Anastasi) versetzt, ist seine Handlung nicht kreativ motiviert, sondern wird einzig durch situationsbedingte Gegebenheiten und Zufälle bestimmt. 

(Bettina Haiss, 2019)

Telephone: 
+492213101000
Venue ( Address ): 

Aachener Str. 5

50674 Köln 

Germany

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